700 Jahre Wollmerschied Jubiläum
vom 14. - 16.Juni 2024
Wiesbadener Kurier 29.02.2024
LOKALES
Donnerstag, 29.02.2024
700 lebhafte Jahre an der Grenze
Ganz Wollmerschied fiebert dem Jubiläum entgegen / Ein Blick in die Geschichte und auf das Festprogramm
Von Thorsten Stötzer
WOLLMERSCHIED. „Hoch auf sonniger Höh‘ liegt das kleine Dörfchen Wollmerschied“, heißt es in einem Lied – und zwar seit mindestens 700 Jahren. Somit gibt es etwas in der kleinsten Rheingauer Ortschaft zu feiern; für Mitte Juni ist ein großes Festwochenende geplant. Auslöser dafür ist die urkundliche Ersterwähnung aus dem Jahr 1324, als „Wollmerscheit“ in einer Grenzbeschreibung für den nördlichen Rheingau auftaucht. Die Ursprünge des Dorfs dürften noch um einiges älter sein.
Dass die Zeiten für die Altvorderen mitunter sehr hart waren, lässt ein tieferer Blick in den Chronikteil einer Festschrift erahnen, die fürs Jubiläum entsteht. Acht Herdstellen, was heutigen Haushalten entspricht, sind für 1687 vermerkt, als der 30-jährige Krieg sicherlich noch nachwirkte. „Sechs Bürger und vier Beisassen“ lebten 1700 in Wollmerschied. Dann besserten sich die Verhältnisse. 1713 wurde eine Kapelle eingeweiht, im Jahr 1797 führte das selbstständige Wollmerschied erstmals ein eigenes Wappen.
Das 19. Jahrhundert brachte Bevölkerungswachstum mit sich, aber auch Auswanderung in die USA und nach Australien. 1910 wurden 259 Einwohner registriert, was in etwa der heutigen Größenordnung entspricht. Zuvor hatte man 1894 die jetzige Dorfkirche eingeweiht. Außer in der Landwirtschaft verdienten die Wollmerschieder ihren Lebensunterhalt oft im Schieferbergbau. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg ging zum Beispiel der „Wilhelms-Bergstollen“ in Betrieb als Teil der Grube „Kreuzberg-Wilhelmsberg“.
1922 erhielt der Ort seinen Stromanschluss, was die Chronik als einen „Meilenstein in der Geschichte“ würdigt. Wollmerschied gehörte seinerzeit zum unbesetzten Freistaat Flaschenhals. Eindrücklich klingt die Beschreibung der Gefahren durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, denn die Leute „wohnten teilweise in Berghöhlen: Nachts schlich man sich ins Dorf, um Kühe zu melken und die Milch für eine warme Milchsuppe zu kochen“. Nach dem Kriegsende 1945 folgte die amerikanische Besetzung.
1977 in die Stadt Lorch eingemeindet
Die Wollmerschieder Feuerwehr besteht bereits seit 1930, Johann Korn war ihr erster Wehrführer. Die Einheit zog 1964 in eine ehemalige Bushalle um und wurde 2002 zum Vorreiter im Rheingau, als sich die von Reinhard Schuld geleitete Voraushelfergruppe gründete. 1949 bildete sich zusammen mit Ransel ein VdK-Verband, als wegen des Zustroms an Flüchtlingen und Vertriebenen 305 Menschen im Dorf lebten. Der Turnverein von 1978 trägt ebenso die Namen Ransel und Wollmerschied im Titel.
Die 1970er-Jahre zeitigten markante Einschnitte. Im Februar 1971 schloss die Volksschule, das Gebäude dient heute als Dorfgemeinschaftshaus. 1977 wurde Wollmerschied in die Stadt Lorch eingemeindet, Jakob Schwank verkörperte den Übergang vom Bürgermeister zum Ortsvorsteher. Vor ihm amtierten seit 1948 die Bürgermeister Heinrich Schwank und Heinrich Becker, nach ihm die Ortsvorsteher Bruno Missler, Günter Arz, Paul Pohl, nochmals Günter Arz und schließlich seit 2021 Thomas Hofmann.
Zum Vereinsleben zählt die 1981 gegründete „Thek